Mittwoch, 18. Juni 2014

Die Schönheit des Scheiterns

Na,da bin ich beim schmökern des letzten STRAPAZINs doch tatsächlich noch über eine nette Rezension zu "die Schönheit des Scheiterns" gestolpert. Vielleicht hab´ich sie übersehn, weil Jan Westenfelder von "der Kunst des Scheiterns" schreibt. Mist. So wollte ich doch den nächsten Band nennen. Tja, jetzt wird er "Hummel mit Wodka" heißen müssen. Und das ganze auch nur, um den letzten Satz der Besprechung zu erfüllen...


Andreas Eikenroth: Die Schönheit des Scheiterns

Liebeskummer, Bier und Rock ’n’ Roll

So ganz stimmt es nicht, was auf der Website von Edition 52 über «Die Kunst des Scheiterns» zu lesen ist: Dies ist nämlich nicht die erste Graphic Novel von Andreas Eikenroth, sondern nur die erste, die bei einem Verlag erscheint. Seine vorherigen Werke veröffentlichte Eikenroth im Eigenverlag, wie zuletzt 2007 «Tage wie Blei». Ansonsten zeichnete und zeichnet der Giessener Strips für diverse Comic-Magazine und Zeitungen und war auch Mitbegründer des Comic-Labels PonyXPress. Ausserdem veröffentlicht er einmal pro Woche den Strip «Gelle Giessen» in seinem Blog, wo bereits auch ein Teil von «Die Kunst des Scheiterns» zu sehen war.
Erzählt wird eine Episode aus dem Leben von Paul, der Sänger in einer Rock-Band ist, gerne mal einen über den Durst trinkt und ansonsten einfach ein bisschen vor sich hin lebt. Die Handlung setzt kurz vor dem ersten Konzert der Band ein, und nicht genug, dass Paul zu diesem Zeitpunkt sowieso schon sehr nervös ist, verliebt er sich auch noch Hals über Kopf in die neue WG-Mitbewohnerin seines Gitarristen. Die wiederum ist einen halben Kopf grösser als er und studiert Kunst, womit Paul nicht wirklich viel anfangen kann. Fast wichtiger als die eigentliche Handlung aber sind die amüsanten Anekdoten, die sich durch den ganzen Band ziehen. Die diversen Kneipenbesuche, die bierseligen Gespräche mit Freunden und auch die Figur Paul selbst und seine Einstellung zum Leben lassen einen dabei immer wieder an einen Giessener «Herr Lehmann» denken. Am Ende stellt man jedenfalls fest: Eigentlich geht es hier gar nicht primär um Lampenfieber oder Liebeskummer, sondern vor allem um Freundschaft.
Sicher bietet Eikenroth hier alles andere als ein tiefschürfendes Drama. Dafür ist «Die Schönheit des Scheiterns» angenehm locker und witzig erzählt und lebt von seinen realistischen und liebenswerten Charakteren. Spass machen auch die schwungvollen Zeichnungen. Die Figuren mit ihren runden Köpfen und ihrer ausdrucksstarken Mimik wirken oft etwas verschoben, etwa indem ein Auge auch mal leicht über den Kopf hinausreicht oder sich über einer Haarsträhne befindet, was ihnen einen ganz besonderen Charme verleiht. Lediglich der Schluss der Geschichte wirkt etwas abrupt und konstruiert. Ich weiss nicht, wie es anderen Lesern geht, aber ich hätte gerne eine Fortsetzung!
Jan Westenfelder
Andreas Eikenroth: «Die Schönheit des Scheiterns».
Edition 52, 106 S., Softcover, s/w,
Euro 12 / sFr. 18.–

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